Auch in der oberen Au gibt es viel zu entdecken
Über 45 Personen nahmen am zweistündigen Stadtteilspaziergang, zu dem die Bundestagskandidatin Claudia Tausend, der Landtagsabgeordnete Hans-Ulrich Pfaffmann und der Bezirksrat Dr. Mike Malm eingeladen hatten, teil.
Beim Treffpunkt Schwester-Eubulina Platz konnte Stadträtin Bettina Messinger vom Engagement von Schwester Eubulina während des zweiten Weltkriegs erzählen. Walburga Wegener, wie Schwester Eubulina mit bürgerlichem Namen hieß, nahm sich im Adelgundenheim vier jüdischen Kleinkindern an und konnte diese vor SS-Kontrollen verstecken.
Wo jetzt Jugendliche eine Unterkunftsmöglichkeit mit Betreuung im Salesanium finden, war früher die oberbayerische Kreisirrenanstalt von 1859 bis ca. 1900 angesiedelt. Einer der Direktoren war Bernhard von Gudden, der Arzt des Märchenkönigs. Das Grab von Bernhard von Gudden im Ostfriedhof wurde im Laufe des Spaziergangs ebenfalls besucht. Der Bezirksrat Dr. Mike Malm berichtete, dass es ein interessantes Psychiatriemuseum des Klinikums München-Ost in der ehemaligen „Heil- und Pflegeanstalt Eglfing“ gibt. Diese dokumentiert die bewegte Geschichte der Psychiatrie seit der Antike.
Weitere Themen auf dem Rundgang in der oberen Au waren z. B. die Firma Rohde & Schwarz, die Auer Konsumgenossenschaft, der Nudelhersteller Bernbacher, die Villa im Schweizerstil im Kronepark und der Haidhauser Bauverein. Mit dem Lied „Der Stolz von der Au“ gesungen von Junker & Hönle rundete die SPD Ortsvereinsvorsitzende der Au Bettina Messinger die Geschichte der ehemaligen Vorstadt ab. Der erste Sozialdemokrat des Münchner Gemeinderats war Georg Birk. Er wurde 1893 im damaligen Stadtbezirk Vorstadt-Au gewählt. Dies war damals eine Sensation, denn wählen durften von den ca. 380.000 Einwohnern Münchens nur knapp 20.000. Das waren vor allem Haus- und Grundbesitzer, Geschäftsleute und Industrielle, alles Personen die das gebührenpflichtige Bürgerrecht hatten. Frauen hatten noch kein Wahlrecht. Georg Birk galt als Kämpfer gegen Mietwucher und Wohnungsspekulation und bemühte sich um das kostenlose Bürgerrecht für alle.
Zwischen den einzelnen Stationen nutzten die Bürgerinnen und Bürger rege die Möglichkeit mit den Politikern Claudia Tausend, Hans-Ulrich Pfaffmann und Dr. Mike Malm zu sprechen. Die eine oder andere Frage wurde auch zu den geplanten Bebauungen in der Au gestellt. Am Ende der Führung beim Aussichtsbalkon in der Hochstraße durfte natürlich nicht die Geschichte der Paulanerbrauerei fehlen. Mit den Stadtteilspaziergängen initiiert durch die SPD-Kandidaten im Münchner Osten haben die Politiker den Nerv der Bevölkerung getroffen. Anschaulicher kann man Politik und Geschichte nicht darstellen. Bettina Messinger, Dr. Mike Malm, Claudia Tausend und Hans-Ulrich Pfaffmann