Wer sich am Morgen in der U-Bahn umschaut, sieht vor allem eines: Menschen, die in ihre Smartphones versunken sind. Selbst die Kleinen machen dabei keine Ausnahme.
Das Handy landet heutzutage so selbstverständlich in der Schultasche wie das Pausenbrot. Am Schulhof ist es zum Statussymbol Nr. 1 geworden. Mit zunehmendem Alter werden Medien und das Internet ständige Begleiter für die Kinder und Jugendlichen. Aber: Nur weil auch Kinder und Jugendliche digitale Geräte intensiv nutzen, ist es nicht selbstverständlich, dass sie damit auch kompetent, verantwortungsvoll und reflektiert umgehen können.
Deutsche Achtklässler haben laut Studien im internationalen Vergleich nur mittelmäßige Computer-Kompetenzen. Besonders schlecht sind leider die Ergebnisse von Kindern aus einfacheren Verhältnissen und aus Migranten-Familien. Das liegt auch daran, wie die neuen Geräte in den Unterricht eingebaut werden: nur 30 Prozent aller Kinder arbeiten in deutschen Schulen regelmäßig mit Computern, der internationale Mittelwert liegt bei 52 Prozent. Kurz gesagt: Deutschland hat Nachholbedarf bei Bildung mit, durch und über Medien. Anspruch und Wirklichkeit liegen weit auseinander.
Dieses Problem packen wir an: Wir investieren von 2016 an 60 Millionen Euro jedes Jahr für die digitale Bildung in Schulen, Hochschulen und in der beruflichen Bildung. Wir wollen die Finanzierung von Geräten für Bildungszwecke erleichtern und jede Schule mit einem Breitbandanschluss ausstatten. Natürlich dürfen die technischen Anschaffungen kein Selbstzweck sein, sondern machen nur Sinn, wenn sie mit einem schlüssigen pädagogischen Konzept genutzt werden.
Obwohl viele Medien gedanklich nur mit Freizeit und Unterhaltung in Verbindung gebracht werden, können diese den methodischen Instrumentenkasten für Bildung und Lernen bereichern. Dafür muss digitale Bildung fächerübergreifend in der Lehrerausbildung und in den Lehrplänen eine größere Rolle spielen. Bundeseinheitliche Mindeststandards zur Informations- und Medienkompetenz sind nötig und wir brauchen auch einen zeitgemäßen und altersgerechten Informatikunterricht. Wegen der Kulturhoheit der Länder und des Kooperationsverbots haben wir im Bund nur begrenzte Möglichkeiten, direkt aktiv zu werden. Dieses Problem wollen wir über einen Länderstaatsvertrag lösen.