Liebe Genossinnen und Genossen,
diese Woche beraten wir im Bundestag unter anderem den Baukulturbericht 2024/25. Die Bundesstiftung Baukultur soll das Bewusstsein für gutes Planen und Bauen fördern. In ihrem Bericht liefert sie daher umfassende Bestandsaufnahme mit vielen Beispielen, auch aus München, und entwickelt und Handlungsempfehlungen zu einem Schwerpunktthema. In diesem Jahr „Infrastrukturen“. Wie können Bund, Länder und Kommunen Infrastrukturen nicht nur funktional, sondern auch ästhetisch ansprechend, identitätsstiftend und sozial verträglich gestalten? Für diesen Mehrwert spielen Synergien und Mehrfachnutzungen eine wichtige Rolle.
Ein zentrales Anliegen des Berichts ist das Umdenken: „Umbau vor Abriss und Neubau“. So lässt sich graue Energie, die in den vorhandenen Bauwerken gespeichert ist, und „goldene Energie“ – der emotionale Wert bestehender Gebäude – erhalten. Planungen sollen außerdem den gesamten Lebenszyklus eines Bauwerks besser berücksichtigen, da ein Großteil der Kosten während des Betriebs entsteht. Zum Beispiel verlangt komplexe Haustechnik meist häufige und teure Wartung bei geringerer Lebensdauer.
Dabei kann es hilfreich sein, in bestimmten Fällen von technischen Standards und Normen abweichen zu können. Dies erlaubt ein schnelleres und kostengünstigeres Um- oder Neubauen. Hier bin gespannt auf die ersten Erfahrungen mit dem neuen „Gebäudetyp E“. E wie einfach oder experimentell. Diese Woche hat das Bundeskabinett den Gesetzentwurf dafür auf den Weg gebracht. Solange die Gebäudesicherheit gewährleistet ist, muss nicht jede existierende DIN-Norm angewandt werden. Eher komfortbezogene Entscheidungen kann man ruhig den Vertragsparteien überlassen. Dies gilt sowohl für den öffentlichen als auch den privaten Bereich – beispielsweise, ob eine Dreizimmerwohnung nun 47 oder nur 30 Steckdosen benötigt.
Eure Claudia Tausend