Baugesetz steht auf der Kippe

02. Oktober 2020

Es ist inakzeptabel, dass Horst Seehofer in der neu vorgelegten Baugesetzbuchnovelle zwei zentrale SPD-Vorhaben – Baugebote und Umwandlungsverbote – entgegen mehrfacher Vereinbarungen aus dem Gesetz entfernt hat. Bauminister Seehofer ist vor dem Druck der Immobilienlobby und deren Vertretern in der Unionsfraktion eingeknickt. Unser Koalitionspartner zeigt sich ein Jahr vor der Bundestagswahl einmal mehr als Anti-Mieter-Partei. Das wird die SPD-Bundestagsfraktion nicht mittragen.

Die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen ist in angespannten Wohnungsmärkten zum Geschäftsmodell geworden. Deshalb hat die SPD durchsetzen können, dass der Bund hier aktiv wird. In 4-facher Einigung auf dem Wohngipfel 2018 im Kanzleramt, im Koalitionsausschuss im August 2019, in der Baulandkommission sowie auf höchster Ministerebene konnten wir den Koalitionspartner dazu bringen, einer gesetzlichen Regelung gegen diese Gelddruckmaschine zuzustimmen. Ein Gesetz sollte bis Ende 2019 vorliegen.

Auf wiederholten Druck der SPD legte der verantwortliche Bauminister Seehofer im Juni 2020 einen Entwurf zur BauGB-Novelle vor, der diese Vereinbarung auch endlich umsetzt. Damit sollen, wie es auch in der Gesetzesbegründung heißt, Mieter*innen vor Verdrängung durch Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen geschützt werden. Nicht nur diese Einigung wurde nunmehr eigenständig vom Bauminister entfernt. Auch bei der enthaltenen Regelung zur Erleichterung der Anwendung von Baugeboten wird unser Koalitionspartner wortbrüchig. Damit hat Seehofer in der Novelle genau die Regelungen gegen Spekulation im Wohnungsbau gestrichen. Er macht Politik für Spekulanten und Wohnungskonzerne. Das ist das Gegenteil der sozialen Versprechungen seines Parteichefs Söder.

Beim Wohngipfel 2018 im Kanzleramt und in der Baulandkommission mit dabei waren auch die Ländern NRW und Bayern, auf Basis deren Stellungnahmen zum Gesetz Seehofer nun die Streichungen begründet. Den beiden Länderchefs Söder und Laschet scheinen Mieter*innen und Vereinbarungen also genauso egal zu sein. Die Kommunen und meisten anderen Länder begrüßen dagegen das Umwandlungsverbot und die Baugebote. Allein Baden-Württemberg lehnte das Umwandlungsverbot ebenso ab. Damit sind die Grünen einmal mehr im Bund scheinheilig unterwegs, wenn sie nicht einmal ihren Koalitionspartner im Ländle mit grünem Ministerpräsidenten davon abhalten können. Soziales fällt im Zweifel leider unter den Tisch. Schwarz-Grün wäre für Mieter*innen ein Alptraum!

Die Anwältin der Mieter*innen ist und bleibt die SPD. Gemeinwohl und Stadtentwicklung stehen für die SPD immer vor Rendite und Spekulation. Wir verlangen von der Union, den gemeinsamen Koalitionsbeschluss umzusetzen! Ohne ein Umwandlungsverbot und ein Baugebot wird es mit der SPD keine Novelle des Baugesetzbuches geben. Ein Scheitern wäre ein fatales Versagen des Bauministers.

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